Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich beschlossen, meinen Plastikmüll auf ein Minimum zu reduzieren. Wie ich dazu kam und welche Erfahrungen ich damit gemacht habe, möchte ich heute mit Dir teilen.
Die Voraussetzungen
Mit dem Einsparen von Plastikmüll hatte ich zu Beginn meiner Reise nicht wirklich etwas am Hut. Ich würde nicht sagen, dass ich extrem viel Plastikmüll produziert habe. Ich lag, was meinen Müll anging, vermutlich eher im Durchschnitt. Und doch ist die Menge an Plastik, die ich damals verursacht habe, heute für mich unvorstellbar. Ich muss außerdem gestehen, dass ich mal eine ziemlich ausgeprägte Phase hatte, in der ich relativ häufig Fertigsalate gegessen habe. Ja, richtig, wir reden von diesen Salaten in Plastikschalen, in denen sich außerdem eine Fertigsoße und zwei Extra-Zutaten, wie Hühnchen, Käse, oder Oliven befinden. Achso, und noch eine Plastikgabel – ist ja schließlich für unterwegs! Diese Salate würden heute bei mir bestenfalls für den Müll der Woche taugen. (Wer jetzt nicht weiß, was der Müll der Woche ist, darf gerne mal bei meinem Instagram-Profil vorbei schauen.)
Ich habe damals gewiss nicht aus bösem Willen gehandelt. Viel mehr war es eine Unwissenheit. Ich habe mir keine besonderen Gedanken darüber gemacht, wo mein Müll landet. Schließlich sagt ja schon das Wort „wegwerfen“, dass es am Ende „weg“ ist. Vielleicht hatte ich auch mal gehört, dass man den Plastikmüll eigentlich reduzieren sollte, aber was macht schon das bisschen in meiner Tonne aus?! Gibt ja immer Andere, die mehr Abfall produzieren!
Die Motivation
Der Umstieg auf ein nahezu plastikfreies Leben war bei mir, wie bei so vielen, ein Prozess. Die Entscheidung zu diesem Umstieg kann ich allerdings ganz genau an einem Ereignis fest machen. Ich habe einen Film geschaut. Genauer gesagt der Film „Plastic Planet“ von Werner Boote. Und es sollte für mich ein wahres „Aha-Erlebnis“ sein. Dass wir viel zu viel Plastikmüll auf der Welt haben und dass dieser teilweise in unseren Meeren landet, war für mich nicht ganz neu. Doch welche Auswirkungen Plastik in unserer Umgebung auf unsere Gesundheit hat und welche Folgen es außerdem durch Plastik auf unserer Welt gibt, hat mir die Sprache verschlagen. Und so war die erste Konsequenz, dass ich seit diesem Abend nicht mehr aus Plastikflaschen trank. Ich konnte es einfach nicht. Zu präsent waren die Bilder aus dem Film in meinem Kopf. Und tatsächlich habe ich bis heute meine Probleme damit, aus Plastikflaschen zu trinken.
Nachdem ich also damals den Film gesehen hatte, wollte mich das Thema nicht mehr los lassen. Anknüpfend an „Plastic Planet“ habe ich einen Beitrag mit Sandra Krautwaschl gesehen. Die Österreicherin hatte sich vom gleichen Film inspirieren lassen und ihren Haushalt bereits umgestellt. Nächste Erkenntnis: Es war also tatsächlich möglich nahezu plastikfrei zu leben. Und so recherchierte ich weiter. Ich suchte nach plastikfreien Alternativen zu den alltäglichsten Gegenständen und stellte nach und nach alles um.
Der Umstieg
Ich begann also Stück für Stück mehr zu dem Thema zu erfahren. Ich entdeckte immer neue Alternativen und war ganz begeistert, wie viel im Bereich der Nachhaltigkeit doch schon gemacht wird. Hin und wieder passierte es mir auch, dass ich über Green-Washing-Fallen stolperte, doch man lernt daraus. Plötzlich musste ich mich Fragen, warum ich früher eigentlich nie Second-Hand gekauft habe oder warum und wann ich Tonnen an Duschgel- und Shampooflaschen angesammelt hatte. Und das, obwohl ich mich doch seit einigen Monaten Minimalistin schimpfte. Übrigens eine weitere Erkenntnis: Zero-Waste und Minimalismus sind quasi beste Freunde. Denn wenn ich nicht so viel konsumiere, lebe ich meistens automatisch nachhaltiger.
Das Aufbrauchen von besagten Shampoo-Flaschen und diversen anderen Dingen war für mich persönlich bei der Umstellung auch das Schwierigste. Und das nicht nur, weil ich einen gewissen Eifer hatte, endlich die Zero-Waste-Alternativen zu testen. Der Gedanke daran, dass die handelsüblichen Produkte vielleicht garnicht so gesund und pflegend für mich sind, wie ich angenommen hatte, wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Irgendwann war es dann geschafft und ich konnte endlich jeden Bereich nach und nach minimalisieren und plastikfrei machen.
Die Kostenfrage
Nachhaltigkeit ist meistens ein Komplettpaket. Faire Löhne, hochwertige Inhaltsstoffe oder Produkte aus kleinen Manufakturen: Plastikfrei und nachhaltiger zu leben wirkt auf den ersten Blick sehr teuer. Während z.B. eine handelsübliche Plastik-Brotdose nur wenige Euro kostet, darf man bei einer Edelstahl-Brotdose mit einem Preis ab 30 Euro rechnen. Ein einfaches Duschgel kostet manchmal sogar nur ein paar Cent während ein Stück Seife mehrere Euro kostet. Ist es also teurer nachhaltig zu leben? Ich behaupte: Nein! Warum? Das habe ich bereits in einem älteren Blogartikel erklärt.
Ich kann nur soviel dazu sagen: Zu der Zeit, als ich mich entschlossen habe auf Plastik zu verzichten hatte ich nicht sonderlich viel Geld und habe es trotzdem geschafft. So hält eine Edelstahl-Brotbox beispielsweise im Gegensatz zur Plastikbox ein Leben lang und auch die Seife ist wesentlich ergiebiger, als das flüssige Pendant aus der Plastikflasche. Oft ist es also nur eine erste Investition, die sich am Ende rechnet. Inzwischen gebe ich monatlich nur noch einen winzigen Bruchteil dessen aus, was ich noch vor einem Jahr in diversen Geschäften ausgegeben habe.
Und die Nachteile?
Das klang ja jetzt bisher alles ganz schön, aber gibt es nicht auch irgendwelche Nachteile? Ja, die gibt es. Über die Einschränkung durch diese darfst du selbst urteilen. Zum einen ist es nicht abzustreiten, dass man zunächst etwas mehr planen muss. Was habe ich heute vor? Welche Dinge muss ich einpacken, um Plastik auch unterwegs vermeiden zu können (Kaffebecher, Einkaufsbeutel, Brotdose, etc.)? Doch auch hier kann ich dir sagen, dass man sich nach einiger Zeit daran gewöhnt und die Dinge ganz automatisch einpackt. Dass ich ohne Einkaufsbeutel aus dem Haus gehe? Niemals!
Ein weiterer Nachteil hat leider mit dem persönlichen Umfeld zu tun. Es wird immer wieder Menschen geben, die nicht verstehen, warum man auf eine bestimmte Art und Weise handelt. Es wirkt für diese Menschen extrem, sie zweifeln daran, dass man etwas bewirken kann und hin und wieder fallen auch Worte wie „Klimahysterie“. Je nachdem, wie offen man mit diesem Thema umgeht, braucht es manchmal ein richtig dickes Fell, um sich nicht verunsichern zu lassen. Mir persönlich hilft es immer, mir bewusst zu machen, warum ich lebe wie ich lebe. Selbst wenn man nämlich das Klima aus dem Spiel lässt, gibt es z.B. immer noch viele gesundheitliche Gründe weniger Plastikmüll zu verursachen. Und warum sollte man die Meinung anderer Menschen über die eigene Gesundheit stellen?!
Fazit
Insgesamt lässt sich sagen, dass ich mein erstes, nahezu plastikfreies Jahr als eines der Schönsten erlebt habe. Ich habe nicht einmal das Gefühl gehabt ernsthaft auf etwas verzichten zu müssen oder sonstige Nachteile von einem umweltbewussten Leben zu haben. Ganz im Gegenteil: Ich habe eine wahre Leidenschaft gefunden, weiß inzwischen, dass ich auch mit weniger Dingen gut auskomme und habe außerdem durch die Arbeit an diesem Blog viele tolle Gleichgesinnte gefunden. Wenn ich nochmal vor der gleichen Entscheidung stehen würde, würde ich es immer wieder genau so tun.
Wenn du dich jetzt auch für einen nachhaltigeren Lebensstil interessierst, dann bedenke, dass es sich hierbei um einen Prozess handelt. Niemand ist von Anfang an perfekt. Fang am besten an Plastikmüll zu reduzieren und arbeite dich Schritt für Schritt voran. Denn wenn jeder ein bisschen was macht, ist schon sehr viel getan. Gehe auch mit Skeptikern in deinem Umfeld behutsam um. Manche werden nicht verstehen, warum ihr etwas auf eine bestimmte Art und Weise tut. Oft hilft hier auch statt großer Worte einfach das Vorleben.
Ich hoffe mein Erfahrungsbericht war interessant für dich. Wenn er dir gefallen hat, dann teile ihn doch gerne. Für weitere Tipps für ein plastikfreies Leben folge mir doch gerne bei Instagram.
x Jasmin