Alles aus Plastik? – Hinter den Kulissen eines Unverpackt-Ladens

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Natron wird aus kleinen Tüten in große Behälter gefüllt und die Lebensmittel kommen eigentlich alle in handelsüblichen Verpackungen im Laden an? Um die Lagerräume von Unverpackt-Läden ranken sich viele Mythen. Ich möchte heute einige für Euch aufklären.

Grundsätzliche Motivation von Gründer:innen

Nicht selten wird von Skeptiker:innen des unverpackten Einkaufens die Vermutung geäußert, dass im Hintergrund eines Unverpackt-Ladens auch nur handelsübliche Verpackungseinheiten liegen, die dann für den Kunden „hübsch aufbereitet“ in Gläser umgefüllt werden. Doch an dieser Stelle sollte man sich überlegen, warum Menschen überhaupt einen Unverpackt-Laden eröffnen. Denn Unverpackt-Läden werden eigentlich immer dann gegründet, wenn eine oder mehrere Personen „genug von dem ganzen Plastik“ haben und aktiv etwas an der Menge des Plastikmülls ändern wollen. Es spielt also auch immer ein gewisser Idealismus eine Rolle. Oder anders gesagt: Gründer:innen von Unverpackt-Läden werden immer versuchen, den verpackungsärmsten Weg zu gehen. Es wäre also schon gegen die grundsätzliche Idee der Unverpackt-Läden, Lebensmittel in handelsüblichen Mengen einzukaufen.

Gebindegrößen

Wie oben schon geschrieben, versuchen Unverpackt-Läden immer möglichst wenig Plastikmüll zu produzieren. Dass das nicht immer machbar ist, dazu später mehr. Doch unabhängig davon, ob es sich bei einer Verpackung um Papier, Pappe oder Plastik handelt, kommt es in Unverpackt-Läden vor allem auf die Größe der Gebinde an. Beispiel Haferflocken: Diese bekommt ein Unverpackt-Laden meistens in 25kg-Säcken. Im konventionellen Handel sind Haferflocken meistens in 500g-Päckchen erhältlich. Auf einen großen Sack Haferflocken im Unverpackt-Laden kommen so ganze 50 Päckchen, natürlich inklusive Verpackung. Auf die einzelnen Personen gerechnet, wird am Ende also eine ganze Menge Verpackungsmüll, ob nun aus Papier oder Plastik, gespart.

Kraftpapier-Verpackungen

Eines der häufigsten Verpackungsmaterialien in Unverpackt-Läden ist Kraftpapier. In den stabilen Säcken, bestehend aus mehreren Lagen dickem Papier, werden z.B. Mehl, Nudeln, Linsen, Reis, Getreide uvm. geliefert. Natürlich werden auch für die Herstellung der Papier-Säcke Ressourcen verbraucht. Jedoch lässt sich Papier meistens ziemlich gut recyceln. Zudem ist Papier auch in der Entsorgung wesentlich unproblematischer als Plastik. Und auch im Bezug auf die Menge der Produkte hat man durch die größeren Einheiten eines Unverpackt-Ladens wieder einen Vorteil.

Pfandsysteme – Plastik

Teilweise findet man in Unverpackt-Läden aber auch Plastik. Gerade im Bereich der Reinigungsmittel ist es fast unmöglich, auf Plastik zu verzichten. Doch auch hier gibt es Möglichkeiten. So werden Reinigungsmittel oder Duschgel oft in Pfandkanistern geliefert. Die Kund:innen können sich die Produkte abfüllen und wenn die Kanister leer sind, werden diese an die Produzenten zurück geschickt. Dort werden sie gereinigt, wieder befüllt und zurück an die Unverpackt-Läden geschickt. Da einer der Haupteigenschaften von Plastik nun mal ist, dass es sehr haltbar ist, können die Kanister sehr lange in diesem Kreislauf verbleiben. So sparen die Unverpackt-Läden und die Kund:innen mithilfe des Pfandsystems wiederum eine Menge Einweg-Plastik.

Pfandsysteme – Glas

Auch bei Glasverpackungen ist ein Pfandsystem durchaus sinnvoll. Nicht umsonst werden Einweg-Glasverpackungen oft kritisiert. Ein Glas verbraucht in der Herstellung wesentlich mehr Ressourcen als eine Plastikverpackung. Zusätzlich verbraucht Glas durch das deutlich höhere Gewicht beim Transport mehr Treibstoff und sorgt somit auch für einen höheren CO2-Austoß. Ein Produkt in einem Einweg-Glas ist in Sachen Ressourcenverbrauch also tatsächlich sogar schädlicher, als das gleiche Produkt in einer Plastik-Verpackung.

Und hier wären wir beim Pfandsystem. Denn sobald es sich um Mehrweg-Gläser handelt, kann sich das Blatt auch wieder wenden. Natürlich besteht hier nach wie vor das Problem des erhöhten Ausstoßes von Treibhausgasen beim Transport. Doch bezogen auf die Produktion überholt das Glas in Sachen Umweltschutz die Plastikverpackung. Denn durch den Pfand-Kreislauf wird das Glas im Vergleich zum Plastikbecher mit jedem Verwenden immer „nachhaltiger“. Bei Plastikverpackungen wird außerdem oft vergessen, dass diese vor allem im Nachhinein, sobald es um die Entsorgung geht, die Umwelt belasten.

Einweg-Plastik in Unverpackt-Läden

Auch im Unverpackt-Laden lässt es sich nicht ganz vermeiden, dass hin und wieder Plastikmüll anfällt. Dabei geht es vor allem um Lebensmittel, die besonders vor äußeren Einflüssen geschützt werden müssen oder aber in der Beschaffenheit für Papierverpackungen gänzlich ungeeignet sind. Ein gutes Beispiel für Lebensmittel, die es zu schützen gilt, sind Gewürze. Bei Gewürzen muss gewährleistet sein, dass diese ihr Aroma behalten und natürlich auch trocken bleiben. Mit einer Papierverpackung sind diese beiden Kriterien nur schwer einzuhalten.

Eine weitere Herausforderung sind besonders fettige oder aber klebrige Produkte, wie z.B. Datteln. Diese würden an einer Papierverpackung kleben bleiben und diese vermutlich auch sehr schnell durchweichen. Hier bleibt es ebenfalls nicht aus, auf Plastikverpackungen für den Transport zurückzugreifen. Doch auch in diesem Bereich gibt es Verbesserungen. So nutzen viele Produzenten bereits recyceltes Plastik oder greifen im besten Fall sogar auf Cellophan zurück. Dieses sieht nur auf den ersten Blick wie Plastik aus, besteht aber eigentlich aus Pflanzenfasern.

Und auch bei Plastikverpackungen in Unverpackt-Läden gilt es wieder, einen Blick auf die Gebindegrößen zu werfen. Denn auch bei einer Plastikverpackung macht es einen Unterschied, ob sich in einem Beutel 300g oder 10 kg eines Produkts befinden.

Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel einen kleinen Einblick hinter die Kulissen von Unverpackt-Läden geben konnte. Wenn du noch weitere Fragen zu den Verpackungen hast, schreibe sie mir gerne in die Kommentare!

x Jasmin

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